Kyrillisch ist eine der bekanntesten und erkannten Schriften der Welt und hat eine reiche Geschichte, die vor mehr als tausend Jahren begann. Heute werden Belarussisch, Bulgarisch, Mazedonisch, Russisch, Serbisch und Ukrainisch sowie zahlreiche weitere Sprachen in Osteuropa, im nördlichen Kaukasus und in Zentralasien mit kyrillischen Zeichen geschrieben.

Das kyrillische Alphabet wurde im 9. Jahrhundert von den Brüder Kyrill und Method im Auftrag des byzantischen Kaisers Michael III gegründet, um griechische religiöse Texte für die slawischen Völker zu übersetzen. Aber heute glauben Wissenschaftler, dass Kyrill und Method in Wirklichkeit nicht das kyrillische, sondern glagolitische Alphabet geschafft haben. Es wird angenommen, dass kyrillische Alphabet tatsächlich von Kyrills Schüler, Kliment erfunden wurde. Also wäre es richtiger, das Alphabet als „klimentisch“ zu bezeichnen.

Anfangs wurde es von den Südslawen, insbesondere in Bulgarien, der das Zentrum der slawischen Schrift bezeichnet wurde, aktiv verwendet. Im Jahr 885 verbot der Papst sogar die Verwendung des kyrillischen Alphabets in Gottesdiensten, da es mit Lateinischen konkurrierte.

Seitdem hat sich das kyrillische Alphabet in vielen Länder verbreitet und viele Veränderungen erfahren. Vergleicht man das kyrillische Alphabet in verschiedenen Ländern, so kann festgestellt werden, dass trotz der gemeinsamen Wurzeln jede Schrift einzigartige Merkmale erworben hat.

Wo wird das kyrillische Alphabet verwendet?

In Bulgarien zum Beispiel, wo das kyrillische Alphabet als Teil des nationalen Erbes gilt, hat es die traditionelleren Formen der Buchstaben beibehalten.

In Serbien und Mazedonien existiert das kyrillische Alphabet neben dem lateinischen und beide werden parallel verwendet.

In Russland wurde nach der Reform Peters I die sogenannte „Zivilschrift“ eingeführt, die das Schreiben vereinfachte und standardisierte. Hier besteht das Alphabet aus 33 Buchstaben, aber ursprünglich hatte das kyrillische Alphabet 43 Zeichen.

In der Ukraine beinhaltet das Alphabet auch 33 Buchstaben, aber trotzdem gibt es zum Beispiel Buchstaben, die nicht im russischen Alphabet existieren.

Unterschiede – das kyrillische Alphabet in Russland und in der Ukraine

Obwohl die Buchstaben in den ukrainischen und russischen Schriftsprachen sehr ähnlich sind, sie nicht unbedingt auf die gleiche Weise ausgesprochen werden. Diese Unterschiede spiegeln die phonetischen Besonderheiten der ukrainischen Sprache wider.

Zum Beispiel:

Der Buchstabe „e“ wird im Ukrainischen [e], im Russischen aber [ye] ausgesprochen.

Das „г“ wird [ɦ] ausgesprochen und nicht wie im Russischen [ɡ].

Der Buchstabe „и“ wird [ɪ] ausgesprochen und nicht [i] wie im Russischen.

Zusätzlich kommen 4 Buchstaben des ukrainischen Alphabets im russischen Alphabet nicht vor: „ґ, є, і und ї“. Und umgekehrt findet man die Buchstaben „ё, ъ, ы, und э“ nur im russischen Alphabet.

Im kyrillischen Alphabet gibt es Buchstaben, die wie die deutschen aussehen und auch gleich oder ähnlich ausgesprochen werden. Doch es gibt auch einige Unterschiede.

Hier sind einige interessante Fakten über solche Buchstaben:

П (P) – dieser Buchstabe stammt vom griechischen Buchstaben „П“ (Pi) ab und wird im Russischen und Ukrainischen als „Pe“ ausgesprochen. In der Schreibschrift ähnelt das kleine „П“ oft mit dem deutschen „n“.

P (R) – dieser Buchstabe sieht aus wie lateinisches „P“, wird jedoch als „R“ gelesen.

C (S) – Ursprünglich gab es im Russischen den Buchstaben „S“, der mit dem griechischen „∑“ (Sigma) ähnelte. Heute wird er jedoch nicht mehr verwendet. Stattdessen verschmolz er mit dem stimmhaften „З“ (Z). Das „C“ blieb in dieser Form erhalten.

Das kyrillische Alphabet ist ein lebendiges Beispiel für die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit von Schriftsystemen. Es zeigt, wie Sprachen und ihre Schriften sich entwickeln, um den Bedürfnissen ihrer Sprecher zu entsprechen.